In der Nachkriegszeit war ich noch einmal mit meinem Bruder zu Besuch bei ihm in Hemmenhofen und wollte ein Bild kaufen, ein Hecht im Netz. Ich sagte, "das wäre ja ein guter Fang." Frau Dix hat die Doppelbedeutung gut verstanden, sagte dann aber. "Ich kann mich von dem Bild noch nicht trennen."
Dann habe ich ihn gefragt: "Herr Professor, haben Sie noch die Silberdisteln?" Sagt er: "Ja, warum?" Ich: "Würden Sie die mir verk...."Da hat' s ihm den Laden runtergehauen: der arme Teufel, der will ein Bild von mir kaufen! Dann habe ich gesagt: "Herr Professor, ich habe mir ein Haus gekauft, ich bekomme eine Hypothek von der Bank, ich kann ein Bild von Ihnen kaufen." Dann hat er die Silberdisteln geholt und gesagt: "Hören Sie mal, Sie können doch zum Präsidenten des Kunstvereins gehen; wissen Sie, wir müssen was zu fresssen haben. Schauen Sie mal, ob der es nicht von mir kaufen könnte."
Ich habe den dann in seinem Büro aufgesucht , versucht, den Bildkauf zu vermitteln und gesagt: "Schönen Gruß vom Herrn Professor, er ist in Not. Sie kennen ja die Not in Deutschland, ob nicht der Kunstverein..." Er: "Wissen Sie, Dix ist teuer. Ich hätte schon gerne einen Dix, aber ich kann mir das nicht leisten". Da bin ich mit dem Fahrrad wieder zum Dix hochgefahren : "ja, ja, das sind kleine Beamte, versteh' ich schon". Ich: "Würden Sie das Bild auch mir verkaufen?" Er fand' s gut und so haben wir es ausgemacht. Ich weiß den Betrag nicht mehr - 3000 Franken oder so. Für einen gewissen Betrag musste ich ihm Lebensmittelpakete schicken, in kleinen Portionen mit einem Liter Öl, einem Kilo Zucker. Das ist dann eine Zeitlang so gelaufen und ich habe jetzt noch die Abschnitte mit den Unterschriften vom großen Dix. Das Bild hatte ich in Singen, durfte es aber nicht einführen. Mit dem Einzug der Schwiegermutter von Karlsruhe ist das Bild dann hierher gekommen. (Anm: Mit deren Hausrat durfte das Bild dann zollfrei nach Büsingen eingeführt werden)
Als er 75 wurde, bin ich auch in Singen gewesen. Da stand er an der Straße, hatte einen Orden bekommen. Bin ich hin: "Grüezi, Herr Professor" Der hat nicht grüezi gesagt, sondern ärgerlich gebrummelt: "Was haben Sie bekommen für die Silberdisteln?" Ich habe gesagt: "Die habe ich nicht verkauft, ich habe immer noch Freude daran. Mit einem "Hmm" hat er wieder geradeaus geschaut....
Aus den Lebenserinnerungen Karl Langs, aufgezeichnet von Klaus Antons